Liebe Gemeindemitglieder!
Ich hoffe, dass Sie gut und gesund im neuen Jahr angekommen sind. Auch dieses Jahr geht mit den mittlerweile eingeübten Ritualen weiter: Abstand halten und Maske tragen. Wie sehr hoffen wir, dass wir uns wieder in die Arme nehmen können, Nähe zulassen und vertraut miteinander umgehen dürfen. Und auch ich hoffe, dass nach der sogenannten Omikron-Welle endlich wieder mehr möglich ist und wir die Masken fallen lassen können.
Auf anderen kirchlichen Gebieten sind in den letzten Wochen bereits einige Masken gefallen - über einge freue ich mich, andere lassen mich vor Wut schäumen. Wieder wurde ein Missbrauchsgutachten veröffentlicht. Auch wenn es inhaltlich nur wieder bestätigt, was auch andere Gutachten aussagen, müssen wir zuschauen, auf welche perfide Weise dieses System gestützt, Täter gedeckt und Opfer gestraft wurden. Mich macht das fassungslos und wütend. Das ist nicht die Kirche, für die ich Priester geworden bin.
Gefreut haben mich dagegen die vielen anderen Masken, die in der letzten Woche gefallen sind: Mit "Out in Church" setzen sich über 100 nicht-heterosexuelle (LGBTIQ+) Menschen, die für die katholische Kirche arbeiten, dafür ein, dass es eine Kirche ohne Angst gibt. Die kirchliche Lehre sieht eine andere sexuelle Ausrichtung als die heterosexuelle nicht vor - dies hat Auswirkungen bis auf das Arbeitsrecht. Für viele Mitarbeitende im kirchlichen Dienst bedeutet das jahrelange Selbstverleugnung und ein sich verstecken müsen. Ich persönlich wünsche mir dass die katholische Kirche die Vielfalt von sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten als Bereicherung wahrnimmt.
Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Pfarrer
Michael Röring