Abschied von Gregor Heidel
Seit 01. Juli 1991, als er die Stelle eines A-Musikers in St. Antonius antrat, hat er unzählige Gemeindegottesdienste in verschiedener Form mit Orgel, Ensemble für alte Kirchenmusik, Kirchenchor, Jugendchor, Choralschola und der Singschar kirchenmusikalisch begleitet und gestaltet. Bei Taufen, Kommunionen und Trauungen brachte seine Orgelmusik die Freude zum Ausdruck; bei Trauergottesdiensten haben seine Orgelklänge Trauernde getragen und getröstet. Er hat immer wieder junge Organist(inn)en die ersten Schritte an der Orgel gelehrt und sie darauf vorbereitet, selbstständig Gottesdienste zu begleiten. Mit seinen Kompositionen setzte er bei den Oratorien glanzvolle Höhepunkte der Kirchenmusik in Wickrath. Die Chormitglieder motivierte er, immer ihr Bestes zu geben. Auf ihn trifft auch zu – ursprünglich auf den französischen Organisten und Komponisten Olivier Messiaen gemünzt – : Der Organist ist ein Kon-Zelebrant in der Liturgie. Im gemeinsamen Feiern nimmt er eine herausgehobene Aufgabe wahr, die er in den Dienst der Gemeinde Gott gegenüber einbringt. Wie der Zelebrant liturgisch so tritt auch der Organist musikalisch nicht an die Stelle Gottes, sondern verweist von sich weg auf den je größeren Gott. Bei vielen Predigten fielen ihm immer wieder dafür passende Lieder ein, die das Thema weiterführten oder darauf antworteten.
Musik führt uns dazu, zu hören, uns zu öffnen und innerlich einzuschwingen in ihren Klang und Rhythmus. Im Gottesdienst dient sie dem Lob Gottes und führt die Menschen in ihm zusammen.
Einer der großen Märtyrerbischöfe der frühen Kirche, Ignatius von Antiochien, hat dies vor neunzehnhundert Jahren in das Leitmotiv gefasst: „Nehmt Gottes Melodie in euch auf!“ Gottes Melodie aufzunehmen und zum Klingen zu bringen, ist auch der stets herausfordernde und großartige Dienst der Musik in der Kirche. Indem er Gottes Melodie aufgenommen hat und in unseren Herzen einen Widerhall finden ließ, ließ er uns etwas ahnen von dem, was über den Tag hinaus zählt. Durch ihn wurde die Musik auch zum Dienst an Gott, zum Gottesdienst. Sie ist ein Dienst, der uns dazu führt zu hören, und uns mitnimmt auf den Weg zu Gott. „Deshalb, Israel, sollst du hören und achten auf alles, was der Herr, unser Gott, (dir) gesagt hat.“ Der Glaube kommt vom Hören, sagt uns zu Recht der Apostel Paulus. Mit dem Hören beginnt der Weg unseres Glaubens, der Weg mit Gott und zu Gott. Musik ist eine Schule des Hörens. Das Erste, was wir in einem Gottesdienst nach dem Glockenzeichen hören, ist das Orgelspiel. Gregor Heidel hat uns durch sein Spiel gesammelt und eingestimmt. Er hat unseren Gesang geführt und gestärkt.
Wir danken Gregor Heidel für sein engagiertes und kompetentes Wirken als Kirchenmusiker und wünschen ihm alles Gute im Ruhestand. Und nicht zuletzt hoffen wir natürlich, dass im „Unruhestand“ noch Zeit für uns bleibt…