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Das geistliche Wort im Oktober

In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Eltern ihre Kinder für die Vorbereitung auf die Erstkommunion 2023 angemeldet. Es wird eine Vorbereitungszeit werden, in der sich die Kinder gemeinsam auf den Weg machen, hin zu diesem kleinen Stückchen Brot, das uns von Jesus geschenkt wurde.
Datum:
1. Okt. 2022
Von:
Birgit Schmidt, Gemeindereferentin

In der gewandelten Hostie dürfen wir Jesus immer wieder begegnen; auch in der Hostie in der Monstranz. Die Hostie, die wir dann als Allerheiligstes bezeichnen.

Es ist gar nicht so einfach zu verstehen, dass ein einfaches Stück Brot zu dieser besonderen Bedeutung kommen kann. Eine Geschichte kann uns dies jedoch ein wenig näherbringen. Sie handelt von einem alten Arzt, der gestorben war. Seine Erben gingen in seine Wohnung mit den alten, noch handgeschnitzten Eichenmöbeln, schwere Teppiche, kostbare Gemälde. In einem Schrank waren Erinnerungsstücke aufbewahrt. Behutsam wurde Stück um Stück herausgenommen. Dort fanden die Erben ein halbes Brot, steinhart und in graues Seidenpapier gewickelt. Die alte Haushälterin erzählte den erstaunten Erben die Geschichte dieses Brotes: In den Hungerjahren nach dem Weltkrieg hatte der Arzt einmal schwer krank darniedergelegen. Zu der akuten Erkrankung war ein allgemeiner Erschöpfungszustand gekommen. Kräftige Kost war nötig – aber rar. Da schickte ein Bekannter ein halbes Brot. Gutes, vollwertiges Brot, das er selbst von einem befreundeten Ausländer erhalten hatte.

Zu der Zeit war gerade im Nachbarhaus die kleine Tochter des Lehrers krank. Der Arzt schickte darum das Brot, ohne selbst davon zu essen, der Lehrerfamilie hinüber. Aber auch diese wollten das Brot nicht behalten. Die alte Witwe drüben unter dem Dach im Notquatier brauchte es bestimmt notwendiger. Die gab es an ihre Tochter mit den beiden Kindern in der kümmerlichen Kellerwohnung weiter. Die erinnerte sich an den kranken Arzt, der kürzlich einen ihrer Buben behandelt hatte, ohne etwas dafür zu verlangen. »Wir haben es sofort wiedererkannt«, schloss die Haushälterin, »an der Marke, die auf dem Boden des Brotes klebte und ein buntes Bildchen zeigte.« Als der Arzt sein eigenes
Brot wieder in den Händen hielt, da war er maßlos erschüttert und hat gesagt: »Solange noch die Liebe unter uns ist, die ihr letztes Stück Brot teilt, solange habe ich keine Furcht um uns alle. Dieses Brot hat viele Menschen satt gemacht, ohne dass ein Einziger davon gegessen hätte«.

Und so können wir uns als Christen freuen, über die Begegnung mit diesem kleinen Stückchen Brot, in dem wir Jesus und seine frohe Botschaft sehen. Aber auch immer dann wenn die Nächstenliebe sichtbar wird, weil Menschen zupacken und einander helfen oder etwas miteinander teilen. Dann wird auch Gottes Liebe (be-)greifbar, wie in diesem kleinen Stückchen Brot.