Ein Vierteljahrhundert Wickrath
Pfarrer Michael Röring feiert sein silbernes Ortsjubiläum
Kirchenvorstand und Pfarreirat erhielten Besuch vom damaligen Regionalvikar Eckhard Lossen. Im Gepäck hatte er den damals 40-jährigen Michael Röring. Er sollte Nachfolger für Pfarrer Wolfgang Kirsten werden. Schnell gaben die Gremien ihr Einverständnis und Pfarrer Röring wurde feierlich in sein Amt eingeführt.
Bewegte Zeiten begleitete(n) Michael Röring in seiner bisherigen Amtszeit: Fusionsprozesse mit Wanlo, Wickrathhahn und Herrath, Gründung der GdG MG-Süd mit der Pfarre St. Laurentius Odenkirchen, Wechsel von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, Gremien mit sich verändernden Besetzungen, drei Päpste und zwei Bischöfe im Bistum Aachen. Jubelhochjauchzendes Kirchengefühl mit dem Weltjugendtag 2005 in Deutschland – und der völlige Absturz in 2010 mit Veröffentlichung und der bis heute nicht endgültig verarbeiteten MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Deutschen Kirche.
Klar positionierte sich Pfr. Röring gegen Missbrauch von Macht und klerikaler Struktur und zu Gunsten von Frauenweihe, einer befreienden Sexualmoral („Kein Recht, in die Schlafzimmer zu schauen“) und insbesondere der Ökumene.
Ein pastorales „Paar“ hat sich dann auch gefunden: 2011 trat Esther Gommel-Packbier ihren Dienst in Wickrathberg an und es wurde eine ökumenische Basis und Gemeinsamkeit nicht nur zwischen Röring und Gommel-Packbier, sondern auch zwischen der evangelischen und katholischen Gemeinde gefunden, die in der Region bis heute beispiellos ist. Gemeinsam werden an Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt, zu Wochenmärkten, beim Fest am See und viele weiteren Gelegenheiten gemeinsame Gottesdienste gefeiert. Immer stärker in die ökumenische „Bütt“ gehen dabei auch die Wort-Gottes-Feier – Leitenden. Schon vor über 20 Jahren hat Michael Röring den Einsatz von ehrenamtlichen Laien als Leiter:innen in Wort-Gottes-Feiern eingerichtet und gefördert. Heute profitieren die Gemeinden der Pfarre von den Früchten: Viele Personen engagieren sich, können untereinander aushelfen und so ein regelmäßiges Gottesdienst-Angebot gewährleisten.
Seine eigenen Gottesdienste (Messen) sind legendär: Besonders legendär kurz. Insbesondere, wenn darauf noch eine Taufe folgt. Anstatt ausschweifender Predigten folgen diese der Devise: In der Kürze liegt die Würze. Und gewürzt sind sie allemal mit kritischen Hinweisen zu problematischen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft.
Glaubenskommunikation auf Augenhöhe ist ihm immer wichtig gewesen – und das Vertrauen darauf, dass jedes Gemeindemitglied für seinen eigenen Glauben auch selbst verantwortlich ist und keine Verordnung des Pfarrers benötigt. Besonders deutlich wird dies in den monatlichen Bibelgesprächen, die er nicht für theologische Vorlesungen nutzt, sondern auf Augenhöhe in das kritische und wertschätzende Gespräch mit den Teilnehmenden geht.
Doch es bleibt auch ein großes „Aber“: Wirklicher Niederrheiner ist Michael Röring nie geworden. Der in Nordhorn geborene ist vom Gemüt her immer Norddeutscher geblieben. Aber einmal im Jahr stach der Schalk dann doch durch: Bei der Karnevalsfeier der kfd, zu der er immer mit einem eigenen Programmpunkt zum Lachen der anwesenden Damen brillierte.
Im Rahmen seiner Einführung wurde er gefragt, welchen Eindruck er denn von der Antonius-Kirche habe. Seine Antwort drückte die Verwunderung darüber aus, dass sie verschlossen sei. Eine Kirche solle offen sein. – Geändert werden konnte dieser Zustand allerdings bis heute (noch) nicht.
Aber es sollte sich in der Kirche allgemein etwas öffnen, was manche kaum für möglich gehalten haben: Über 120 queere kirchliche Mitarbeitende nehmen wortwörtlich jeglichen Mut zusammen und stemmen sich mit „Out in Church“ gegen die Sexualmoral und insbesondere die Arbeitsbedingungen in der Kirche, wenn man nicht heterosexuell ist. Auch mit dabei war: Michael Röring.
1998-2023: 25 Jahre wirkt Michael Röring nun schon als Pfarrer in Wickrath, Wanlo, Wickrathhahn und Herrath. Lange war nicht klar, ob es nun im Sommer „nur“ ein Jubiläum zu feiern gilt. Denn Michael Röring hat beim Bischof um seine Entpflichtung gebeten. Mittlerweile ist klar, dass er noch bis Ende 2023 unser Pfarrer bleibt und wir somit mit der gesamten Gemeinde Ende Juni sein silbernes Ortsjubiläum feiern können. Herzliche Einladung!