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Kreuzweg

Begleiten Sie Jesus an seinen letzten Lebensstunden


An den 14 Stationen beschreibt Christoph Kreitmeir den Weg aus der Sicht Jesu - einer neuen und ungewohnten Perspektive auf die Passion. Die spirituellen Texte dieses Kreuzweges wollen eine besondere Sicht nahebringen: JESUS blickt nach seiner Auferstehung zurück auf die Stationen seines Leidensweges. Jede Sinnlosigkeit, sogar der Tod verlieren durch Jesu Liebesleiden ihren Stachel, Trost bleibt ... Wertvoller Trost! Zu den einzelnen Stationen, sind die entsprechenden Holzschnitte des Kreuzweges aus St. Antonius zu sehen.

Zu Karfreitag 2021 haben wir den Kreuzweg erstmalig auf der Homepage präsentiert. Auf Wunsch des Autors bleibt dieser Kreuzweg dauerhaft auf der Homepage erhalten.

Station 1: Ich wurde zum Tode verurteilt

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Ich hatte eine meiner schlimmsten Nächte hinter mir.
Todesangst ergriff mich und einer meiner Jünger verriet mich mit einem Kuss. Mit einem Kuss! Die anderen flohen aus Feigheit.
Und dann stand ich vor dem, der mich richten würde. Auf seine Frage, ob ich der König der Juden sei, antwortete ich noch mit JA und dann schwieg ich. Es hatte ja keinen Sinn mehr, denn alles war abgekartet, das Volk beeinflusst. Ich sollte beseitigt werden...

Das Urteil wurde gesprochen - Todesstrafe durch Kreuzigung!

Der Richter wusch sich seine Hände in Unschuld; ich wurde abgeführt und wusste zu diesem Zeitpunkt, dass ich allein war.

Kannst du dir vorstellen, wie allein ich war? Du kennst das Gefühl, allein zu sein... Ich war zwar allein, aber ich wusste um meine Sendung. Ich wusste darum, dass meine Liebe stärker als aller Hass sein würde.
Auch wenn es unendlich schwer für mich war, ich wollte meinen Weg in Würde gehen. Ich vertraute darauf, dass mein himmlischer Vater mich nicht im Stich lassen würde.

Station 2: Ich nahm das Kreuz auf meine Schultern

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Demütigungen kannte ich in meinem Leben sehr gut. Es tut weh, wenn du in dem Guten, was du tust, nicht verstanden wirst. Nicht selten wird es dir schlecht ausgelegt und das Wort in deinem Mund verdreht.

Es schmerzt besonders, wenn Folterknechte dich demütigen und quälen. In ihrem "Dienst nach Vorschrift" wissen sie es wohl nicht besser. Robotern gleich fügen sie anderen Menschen Leid zu, und du fühlst dich schutzlos ausgeliefert.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", heißt es und so hoffte ich, dass es nicht noch schlimmer kommen würde. Doch es kam schlimmer... Sie luden mir das Folterinstument, das Kreuz, auf meine Schultern. Ich sollte das, was mich umbringen würde, auch noch selbst tragen.

Du kennst solche Erfahrungen wohl auch: Man hofft, dass es besser wird, aber die Hoffnung wird mit Füßen getreten. Du musst dein Kreuz tragen - ob du es willst oder nicht.

Station 3: Ich fiel das erste Mal unter dem Kreuz

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All die Erfahrungen der letzten Tage und Wochen hatten mich so viel Kraft gekostet - körperlich und seelisch. Und nun wird mir das aufgeladene Kreuz zu schwer. Ich fiel, ich stürzte, ich konnte nicht mehr... Ich beugte meine Knie, besser gesagt: die Last beugte mich nieder.

Beim Abschied von meinen Jüngern war ich auch auf die Knie gefallen, bewusst. Ich wollte ihnen ein Zeichen geben, das sie nie mehr vergessen sollten: Ich wunsch ihnen, meinen Lehrlingen, die Füße. Liebe will gelernt werden.

Jetzt lag ich im Staub und wurde von Schaulustigen begafft, beobachtet, verspottet. Die Soldaten schlugen auf mich ein, anstatt mir zu helfen.

Es gibt so viel Leid auf dieser Welt: körperlicher Schmerz, seelische Qualen und Sinnlosigkeitsgefühle. Ich habe dies alles bewusst getragen aus Liebe zu dir und deinen Schmerzen. Ich will, dass du weißt, dass ich in allem - in Freud und Leid - an deiner Seite stehe und mittrage.

Station 4: Ich begegnete meiner Mutter

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Es musste immer weitergehen, es musste. Die Schläge der Soldaten, ihr Zerren an mir zwangen mich weiterzugehen. Und dann ... ein Blick in die Augen meiner Mutter, die am Wegesrand stand. Ein Blick, der wie ein Stich in mein Herz war.

Was hatte Maria, meine Mutter, nicht alles für mich getan. Meine Erinnerung geht zurück in die Zeit unbeschwerter Kindertage. Und immer trug sie ein Geheimnis in ihrem Herzen, ein Geheimnis über mich, ihren Sohn. Und nun sah ich, der Geschlagene, in die Augen meiner Mutter und spürte Leid, Mitleid, Liebe.

An ihrer Seite stand mein Lieblingsjünger, Johannes. Weil mein irdischer Weg mit meiner Mutter zu Ende ging, verband ich die beiden: Kümmert euch umeinander, seid füreinander da.

Wenn du niemanden mehr hast, dann halte die Augen offen. Ich schenke dir neue Weggefährten, damit du nicht allein durchs Leben gehen musst.

Station 5: Simon von Zyrene half mir

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Ich hatte es selbst erfahren,: Ich konnte nicht mehr und so half mir jemand, das Schwere weiter zu tragen. Er wurde zwar von den Soldaten gezwungen, er wandelte aber das Aufgezwungene freiwillig in eine sinnvolle Tat.

"Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her", sagt eine uralte Weisheit. Wenn du meinst, du musst alles alleine tragen, dann kann es sein, dass dir ungeahnte Hilfe zur Seite steht - mitgeht, mitträgt.

Aufgezwungenes in freier Entscheidung in etwas Sinnvolles wandeln, darin zeigt sich die "Trotzmacht des Geistes", die seelisch-geistige Kraft, die Opferrolle zu verlassen.

Simon von Zyrene hat mir gezeigt, dass dies wahr ist, und so konnte ich selbst durch sein Tun für mich weitergehen, um das mir Aufgezwungene in Sinnvolles zu verwandeln. Mein Tun hat allem Sinnlosen in dieser Welt einen neuen Sinn gegeben.

Station 6: Veronika reichte mir das Schweißtuch

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Wer leidet, dem sieht man es an. Seelischer und körperlicher Schmerz zeigen sich in der Körperhaltung und im Gesicht. Leid uznd Schmerz können aus schönen Menschen Elendgestalten machen.

Weil diese brutale Wahrheit zu allen Zeiten gilt, habe ich selbst auch diese Tatsache bewusst erfahren. Mein Angesicht wurde zu einem Bild des Schmerzes, eingeprägt in ein Tuch, das mir Veronika reichte.

Veronika - vera ikon: wahres Antlitz.
Mein Gesicht spiegelt all das Leid der Menschen wider: Es hilft dir, wenn du glaubst vor Schmerzen verrückt zu werden. Ich schaue dich an und sage dir: Schau tiefer! Ich, der Sohn Gottes, blicke dich an und will dir Trost schenken. Wenn du genauer hinsiehst, dann erkennst du, dass der Schmerz und das Leid mich nicht brechen konnten. Ich habe meine Würde bewhrt und stärke dich dadruch, dass du durch den Schmerz hindurch Erlösung finden kannst.

Station 7: Ich fiel das zweite Mal unter dem Kreuz

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Während ich mich so dahinschleppte, getreten und getrieben wurde, verließen mich die Kräfte. Ich wurde immer schwächer: Mir wurde bewusst, was ich alles erlebt und erlitten hatte. All mein Tun, all meine Liebe wurden verkannt, abgelehnt, verraten.
Das raubte mir die Widerstandskraft - ich brach ein zweites Mal unter dem Kreuz zusammen, das mir immer schwerer wurde. Wofür tat ich das alles eigentlich? Wenn du keinen Sinn mehr siehst, dann verlierst du auch die Kraft zum Weitergehen.

Das interessierte aber niemanden. Ich wurde gezwungen weiterzugehen. Dieser Zwang, aber auch das tiefe Wissen um den Sinn meiner Aufgabe gaben mir dann erneut die Kraft, aufzustehen und weiterzugehen. 

"Wer nicht kämpft, hat schon verloren". "Wer um ein Warum in seinem Leben weiß, erträgt fast jedes Wie" - Vergiss das nie!

Station 8: Ich begegnete den weinenden Frauen

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Endlich zeigte jemand auf meinem Leidensweg Interesse und Mitleid für mich. Frauen klagten und weinten um mich. Weinten sie aber nicht eher um das unsägliche Leid im Leben, das ich ihnen vor Augen führte? Immer wieder dieses unsägliche Leid...

Deshalb sagte ich zu ihnen: "Weint nicht über mich, sondern über euch und eure Kinder." Weint über das Leid in der Welt. Jammert nicht darüber, sondern zeigt echtes Mitgefühl. Denn nur Barmherzigkeit und Mitgefühl können das Dunkel und Böse ändern - verändern.

Immer wieder fragen Menschen danach, ob Gott distanziert und abwesend all das Leid beobachtet; ob es ihn überhaupt interessiert.
JA, es interessiert IHN, dann ich habe als Sohn Gottes das Leid der Welt für alle getragen, ich habe darunter gelitten - mitgelitten.
Und dadurch habe ich dem Sinnlosen neuen Sinn verliehen.

Gott interessiert sich für dich und dein Leid. Vertraue und baue darauf.

Station 9: Ich fiel zum dritten Mal unter dem Kreuz

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Ich konnte wirklich nicht mehr. Mir wurde das alles zu viel. Mein ganzes Wollen hatte keine Kraft mehr. Ich verlor abermals den Halt unter meinen Füßen und fiel ... Ich fiel zum dritten Mal. Nur noch Ohnmacht und Leere.

Alle Widerstandskraft, alles Aufraffen, alles Durchsuchen nach einem tieferen Sinn können an letzte Grenzen kommen. Der Kampf gegen den Krebs, das allzu frühe Sterben von Kindern, das sinnlose Morden und Schlachten durch Kriege und Terror. All diese Erfahrungen muten uns zu: Es geht nicht mehr weiter, es hat alles doch keinen Sinn.

ICH habe auch diese Ohnmachtserfahrungen durchlitten, bin durch Entkräftung und Mutlosigkeit gegangen und gerade deshalb haben diese Dinge ihren letzten Schrecken verloren. Ich, Gottes Sohn, habe die gähnende Leere, das existenzielle Vakuum mit Licht erfüllt.

Meine Liebe und meine Nähe sollen dir Kraft und Halt geben, wenn du nicht mehr weiterweißt.

Station 10: Ich wurde meiner Kleider beraubt

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Auf dem ganzen Kreuzweg hatte ich versucht, meine Würde zu bewahren. Es hat mir nicht geholfen. Das eiskalte Vorgehen der bezahlten Schergen beraubte mich meiner Kleider. Ich wurde nackt gemacht. Ich wurde enblößt. Mir wurde alles abgenommen - auch meine Würde.

Menschen werden einfach weggesperrt, monatelang isoliert, niemand darf sie besuchen. DIes geschieht auch heute noch vieltausendfach. Du wirst entmenschlicht. Du sollst tiefinnerlich gebrochen werden, damit man mit dir machen kann, was man will.

Wenn du dich ausgenutzt, missbraucht, entwürdigt, entmenschlicht fühlst, dann halte daran fest, dass dies auch MIR geschehen ist. Ich bin aus LIebe zu dir und alle den Entrechteten durch diese Entblößungen gegangen, damit diese Dunkelheiten einen göttlichen Lichtstrahl erfahren.

Ich lasse dich nicht allein, wenn du dich nackt und hilflos fühlst.

Station 11: Ich wurde an das Kreuz geschlagen

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Es war unvorstellbar brutal, wie sie mit mir verfuhren. In eiskalter Routine durchnagelten sie meine Füße, mit denen ich die Botschaft vom angebrochenen Reicht Gottes zu den Menschen gebracht hatte. Roh durchbohrten sie meine Hände, mit denen ich Gläubige und Ungläubige berührt und geheilt hatte.

Mutterseelenallein und gottverlassen hing ich zwischen Himmel und Erde, bekam keine Luft mehr, erlitt unerträgliche Schmerzen. Über mir hing ein Schild: "Das ist der König der Juden" - Spott bis zuletzt!

Meine schlimmste Versuchung in all dem Erlittenen war das Gefühl, von Gott meinem Vater verlassen worden zu sein. Die totale Sinnlosigkeit meines Opfers nagte an meiner Seele. Wenn auch du einmal in die Versuchung kommen solltest, an Gott zu zweifeln, dich von IHM total im Stich gelassen zu fühlen, dann erinnere dich: Auch ICH, Jesus, habe diesen Tiefpunkt erduldet und somit erhöht.

Station 12: Ich starb am Kreuz

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Oft heißt es am Ende eines langen Sterbeprozesses: Er hat nun ausgelitten, er ist von seinem Leiden erlöst.
Nach all dem körperlich, seelisch und geistig Durchlittenen war der Tod wirklich eine Erlösung für mich. Aber er war nicht die eigentliche Erlösung, die noch kommen sollte und die bis heute lebt.

Am Beginn unseres Lebens machen wir unseren ersten Atemzug, wenn wir den Schoß unserer Mutter verlassen. Im Tod hauchen wir unseren letzten Atemzug aus und geben unser Leben zurück an Gott.

"Dum spiro spero" - so lange ich atme, hoffe ich. Mein Hoffen auf Gottes Beistand und Hilfe atmete ich bis zuletzt ... und darüber hinaus.

Gib auch du niemals die Hoffnung auf, denn sie trägt dich heilend und tröstend über dunkelste Wegstrecken hinweg in den Schoß deines Gottes, ins Paradies.

Station 13: Ich wurde vom Kreuz abgenommen und in den Schoß meiner Mutter gelegt

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Zurückkehren, woher du gekommen bist. Aus dem Schoß der Mutter, zurück in den Schoß der Mutter. Lebend ... gestorben - Pietá.

Der Schoß Mariens nahm meinen Leichnam liebevoll auf. Wie stark ist die Mutter, die mich, ihren leblosen Sohn liebkoste, die mich streichelte, küsste und wiegte. Wie groß ist ihre Liebe, wie unendlich groß ist ihr Schmerz. Das Schlimmste für eine Mutter ist das Sterben ihres eigenen Kindes. Unerträgliches und abgrundtiefes Leid. 
Maria Magdalena und Johannes standen Maria zur Seite und würden sie nicht mehr allein lassen. Sie waren ihre neue Familie geworden. 

Nimm dieses Bild der mütterlichen Liebe in dein Herz auf, lass es wachsen und reifen. Maria, meine überaus tapfere Mutter, wird dir zur Seite stehen und dich trösten, wenn du Hilfe brauchst.

Station 14: Ich wurde in das Grab gelegt

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Sie legten mich dann in ein Grab, das ein guter Mensch für mich bereitgestellt hatte. Sie durchlitten den endgültigen Abschied, wie ihn jeder durchleiden muss, der den Tod eines lieben Menschen zu beklagen hat. Sie verschlossen das Grab und mussten dann irgendwie weiterleben.

Innerhalb von drei Tagen - so habe ich es immer wieder prophezeit - wandelt sich in der Dunkelheit der Grabeshöhle mein Tod zu neuem Leben. Gott, mein liebender Vater, hat mich nicht im Stich gelassen. Meine Sendung hat einen Sinn, die Botschaft meiner Liebe besiegt den Tod.
Mein Grab wird sich öffnen, ich werde in Licht gehüllt die Dunkelheit verlassen und meinen Freunden, die trauernd mich suchen, immer wieder neu begegnen - bis sie wirklich glauben: Der Herr ist auferstanden, er ist wirklich auferstanden. Halleluja!
Und so wirke ich in dieser Welt und bringe Licht, Liebe und neues Leben! Ich bringe es zu dir und allen Menschen! Darum: Glaube! Hoffe! Und liebe! Gott ist dann an deiner Seite bis zum Ende der Welt!