Das geistliche Wort im September
Kinderrechte stärken – eine Herzensangelegenheit
In der Vergangenheit veranstaltete das Deutsche Kinderhilfswerk jährlich ein großes Weltkindertagsfest auf dem Potsdamer Platz in Berlin, mal schauen, was in Pandemiezeiten dazu möglich ist …
Das Motto des Weltkindertags 2021 lautet „Kinderrechte jetzt!“. UNICEF Deutschland und das Deutsche Kinderhilfswerk unterstreichen damit, dass es dringend an der Zeit ist, die Kinderrechte auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland zu verankern.
Die 10 wichtigsten Kinderrechte aus der Kinderrechtskonvention der UNICEF (sie hat insgesamt 54 Artikel) geben einen Ausschnitt, worum es geht:
- Gleichheit,
- Gesundheit
- Bildung
- Spiel und Freizeit
- Freie Meinungsäußerung und Beteiligung
- Gewaltfreie Erziehung
- Schutz im Krieg und auf der Flucht
- Schutz vor wirtschaftlicher und sexueller Ausbeutung
- Elterliche Fürsorge
- Besondere Fürsorge und Förderung bei Behinderung
Jesus stellt im neunten Kapitel des Markus-Evangeliums ein Kind in seine Mitte, um seinen streitenden Jüngern ein anschauliches Beispiel von „Wertschätzung“ zu geben.
Wir können uns diese Szene, bei der es um den Rangstreit geht, anschaulich vorstellen. Das ist ja nicht nur angenehm für das Kind, so in die Öffentlichkeit gestellt zu werden. Bei mir selbst stellen sich dabei Bauchgrummeln, zittrige Knie und ein hochroter Kopf ein. Ich kann mir ausmalen, dass ein Kind lieber im Boden versunken wäre, als in der Mitte eines Kreises von wildfremden Erwachsenen, begafft zu werden. - Hier geht es aber keineswegs um bloßstellen, sondern vielmehr um Wertschätzung! Darauf muss man erst mal kommen. „Schaut hin“, will uns Jesus sagen, „diese Kleinen sind wert, in unser aller Blick zu sein. Ihnen gebührt Be-Achtung.“ Man soll Kinder nicht nach Belieben hin- und herumschubsen oder rumkommandieren oder ausnutzen. - Ein Kind galt damals zu Zeiten Jesu nicht viel. Es war halt ein noch nicht voll einsatzfähiger Mensch. Die Kindheit als solche kam ja auch erst viel später in der Pädagogik in den Blick. Von daher ist Jesus hier in der Szene seiner Zeit weit voraus und dürfte bei den Umstehenden viel Unverständnis ausgelöst haben.
In diesem jungen Alter jedoch werden, nach heutigen Erkenntnissen, die Grundlagen für das gesamte weitere Leben gelegt. Was uns in der Kindheit prägt, verliert sich so rasch nicht mehr. Verhaltensweisen und Haltungen übernehmen wir von unseren nahen Menschen und Erziehenden, sie prägen sich nachhaltig ein und sind nur äußerst schwer im Erwachsenenalter zu verändern.
In den letzten 2000 Jahren hat sich weltweit sicherlich schon vieles in der Situation von Kindern verbessert. Und auch hier in Deutschland, bei uns selbst, hat sich der Blick auf das Wohl der Kleinen bedeutend gefestigt. Wir können jedoch auch feststellen, dass da noch Luft nach oben ist. Die Kinderrechte sind noch lange nicht in jedermanns Bewusstsein gedrungen, so dass ihre wirkliche Einhaltung und Umsetzung dauerhafte Anliegen sind.
Ja, ich denke auch heute noch, und auch hier bei uns, würde Jesus ein Kind in die Mitte stellen. Und auch heute noch steckt dahinter seine besondere „Pädagogik“, bei der sich niemand „schlecht“ oder angeklagt fühlen muss. Ich verbinde hiermit eher die auffordernde Einladung zur eigenen Aktivität. Ich meine damit keineswegs die eigenen Kinder mit noch mehr materiellen Gütern zu überhäufen oder völlig „helikoptermäßig“ ausschließlich um das eigene Kind zu kreisen. Vielleicht ist dazu direkt schon das erste Kinderrecht von der „Gleichheit“ die passende Herausforderung und lädt zum Weiterdenken ein.
Das Gebet für Vater und Mutter … auch das fällt mir am Weltkindertag ein, denn ich bin ja auch als Kind meiner Eltern in diese Welt hinein begleitet worden. Wie gnädig und verzeihend kann ich eigentlich selbst auf meine Kinderzeit und meine älter gewordenen Eltern blicken? Da war ja auch nicht alles nur wunderbar gelungen. Manche Begebenheiten wirken auch nach vielen Jahren noch nach. In nicht wenigen Familien gibt es Entfremdung und Entzweiung über viele Jahrzehnte. „Blut ist dicker als Wasser“, sagt man. Trifft das bei Ihnen und innerhalb Ihrer Familie zu? Gibt es einen Zusammenhalt wie Pech und Schwefel oder können sie das berühmte „Schwarze Schaf der Familie“ identifizieren? Einen Blick in die eigene Biographie zu werfen ist überaus interessant. Manche Zusammenhänge im Heute, ergeben sich aus der Historie in der Herkunftsfamilie.
Das vierte Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren, bezieht sich dann nicht nur auf jüngere, heranwachsende Kinder und deren Eltern, sondern ist durchaus auch mit Blick auf die alten, ja hilfsbedürftigen/pflegebedürftigen Eltern zu leben.
Das sind für mich äußerst spannende Gedanken, die ich gerne noch ein wenig weiterverfolgen möchte. Vielleicht weckt das auch bei Ihnen die Lust sich darüber einmal mit Ihren Geschwistern auszutauschen. Oder aber Ihre Eltern leben noch und Sie möchten versuchen, sie mal mit neuen Augen zu sehen.
„Weltkindertag – eine Herzensangelegenheit“, meint Christina Kortmann.
P.S. An dieser Stelle lesen Sie von mir zum letzten Mal. Siehe dazu auch die Einladung zum Abschied.